„Lara (12 Jahre) hat eine Klammer bekommen aber die Zunge drückt beim Schlucken immer gegen die Zähne.“

Eine Myofunktionelle Störung (MFS) wird meistens vom Kieferorthopäden diagnostiziert: Gemeint ist damit eine Störung des Zusammenspiels der Muskulatur im Mundraum.

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Was der Kieferorthopäde in diesem Fall beobachtet hat, ist vor allem, dass die Zunge beim Schlucken vorne und an den Seiten gegen die Zähne presst. Vielleicht hat er auch gesehen, dass der Mund beim Atmen die ganze Zeit offen steht und die Zunge dabei auf dem Mundboden liegt. Auch hat er wahrscheinlich gesehen, dass die Zahnstellung verformt ist, da die Zähne durch die Zunge nach vorne gedrückt wurden. Zudem hat das Kind oder der Jugendliche eventuell gelispelt, d.h. die Zunge rutscht beim Sprechen bestimmter Buchstaben (s,z,x) an die Zähne oder sogar dazwischen.
Dies alles deutet auf eine geschwächte Muskulatur vor allem die Zunge betreffend und auf eine gestörte Koordination der Muskelgruppen im Mundraum hin.

Ursachen für diese Schwäche sind oftmals gehäufte Infektionen und allergische Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohrenbereich sowie vergrößerte Mandeln oder Nasenpolypen. Auch die frühe Ernährung mit der Flasche oder lang anhaltende Lutschgewohnheiten (Schnuller, Daumen etc.) können Grund für eine sich entwickelnde Schwäche der Mundmuskulatur sein, in diesem Falle hat das Kind sich ein unkorrektes Schluckmuster angewöhnt. Dazu kommt manchmal auch eine schwache oder verspannte Gesamtkörperhaltung, bei der dann auch Atmung und Aufrichtung des Körpers betroffen sind.

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In der logopädischen Therapie wird mit dem Kind/Jugendlichen eine neue korrekte Art des Schluckens trainiert. Unterstützend dazu wird die Lippen- und Zungenmuskulatur wie in der „Muckibude“ durch gezielte Übungen trainiert und gestärkt. Ist das neue Schluckmuster erst mal eingeübt und automatisiert, bleibt die Zunge stark, weil sie nun ein ständiges Training hat, sie braucht dann keine „Extraübungen“ mehr. Die Zähne, die nun vom Kieferorthopäden gerichtet werden, können stabil an ihrem Platz bleiben, da sie von der Zunge nicht mehr weggedrückt werden.

Im Bedarfsfall wird auch der ganze Körper in die Übungen mit einbezogen, um Körperhaltung, Atmung und Nasenatmung mit zu trainieren. Wenn ein Kind lange nur durch die Nase geatmet hat, muss sie erst wieder  zu Ihrer normalen Aufgabe angeregt werden. Denn die Nasenatmung schützt vor Infektionen, wärmt die Atemluft vor, säubert die Atemluft mit feinen Härchen und kräftigt die Lunge.

Sigmatimus-Lispeln

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